Auflichtmikroskopie (ALM)

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2023/12/10 20:06

Auflichtmikroskopie (ALM)

Syn: Dermatoskopie

Engl: dermatoscopy, epiluminescence microscopy

Mat: z. B. Heine Delta® 20 Dermatoskop

So: digitale Videomikroskopie

Mat: FotoFinder®, Dermoscan®, Visiomed®, Molemax®

Meth: - Grundelemente und Grundmuster

- Gefäßtypen und Gefäßanordnungen

Di: Auswahl:

- melanozytäre HV 2 4

Vor: Vorliegen von mind. 1 der u. g. Merkmale:

Bef: - Netzwerk/Pigmentnetz

Def: optische Projektionsform der Reteleisten auf die Hautoberfläche

So: Rautenmuster bzw. anulär-granuläres Muster

Int: Lentigo maligna

CV: Im Gesicht und palmoplantar fehlen die Reteleisten; das lokalisationstypische Pseudopigmentnetz darf hier nicht zur Diagnose einer melanozytären Hautveränderung führen.

- verzweigte Streifen (entspricht einem vergröberten Netzwerk)

So: - akrale NZN

Bef: schmale braune Streifen neben breiten hellen Streifen, die durch die Papillarleisten gebildet werden; d. h. das Pigment liegt zwischen den Papillarleisten

- akrolentiginöses MM

Bef: breite braune Streifen neben schmalen hellen Streifen, d. h. inverses Pigmentmuster: Pigment liegt innerhalb der Papillarleisten

CV: Ca. 1/3 d.F. von akrolentiginösem Melanom zeigen nicht das für sie spezifische suspekte Leistenmuster (parallel ridge pattern), sondern können z.B. mit einem pseudobenignen Furchenmuster (parallel furrow pattern) imponieren

Lit: JAAD Case Rep. 2022 Feb 17;22:53-55. http://doi.org/10.1016/j.jdcr.2022.01.032

- aggregierte Schollen

- braune, blaugraue und schwarze Punkte

Bed: Sekundärkriterium, wenn die Beurteilung der Primärkriterien nicht eindeutig ist

Aus: Histiozytom, Lentigo senilis, Mamilla accessoria

CV: Bei Gefäßpolymorphie sollte immer an die Möglichkeit eines kutanen Malignoms gedacht und eine histologische Abklärung angestrebt werden.

- Spindelzellnävus Reed 3

Bef: - äußerer Strahlenkranz bei targetoidem Muster/Zonenaufbau

- rötlicher Saum mit Punktgefäßen

- Naevus bleu 3

Bef: - stahlblaue Areale

- Fehlen der typischen Kriterien für melanozytäre Hautveränderungen (mit Ausnahme von gelegentlich Schollen und Punkten)

- Dermaler Nävus

Bef: großkalibrige Kommagefäße

- Basalzellkarzinom 2

Bef: - ahornblattartige Strukturen

- arborisierende Gefäße (baumartig verzweigt)

- Morbus Bowen

Bef: rötlich-bräunlicher Plaque, oft weißliche Schuppung / Hyperkeratose, pathognomonisch meist linienartig angeordnete Punkt- oder Knäuelgefäße

- seborrhoische Keratose

Bef: - weißliche Pseudohornzysten ("Hornperlen")

- bräunliche pseudofollikuläre / "komedoartige" Öffnungen

- fingerabdruckartige Linien

DD: Lentigo solaris

- zerebriforme Strukturen ("Gyri et Sulci")

Int: im Wachstum befindliche seborrhoische Keratose

- opake Farbe

CV: Adnexostien im Gesicht nicht mit Pseudohornzysten verwechseln

- Keratoakanthom

Bef: Kranzgefäße um zentralen, oft weißlich imponierenden Keratinpropf, teils mit zentraler Ulzeration

- Plattenepithelkarzinom

Bef: weißliche Hyperkeratosen und Hämorrhagien, ggf. weißer Halo um Follikel

- Hämangiom

Bef: - scharf begrenzte Lakunen

- teils weiße Schleier / Bindegewebssepten

Note: Weißliche Schuppung / Hyperkeratosen sprechen für ein Angiokeratom.

- Skabies 2

Bef: Darstellung der Milbe als kleines braunes Pünktchen / Komma möglich

Int: Auswertung der Befunde pigmentierter Läsionen mittels ABCD-Regeln der Dermatoskopie nach Stolz

Lit: Semin Cutan Med Surg 2003; 22: 9-20

Meth: Nach jedem Kriterium wird eine Punktzahl und ein Multiplikationsfaktor in Klammern angezeigt: Asymmetrie (0-2; 1,3), Begrenzung (0-8; 0,1), Kolorit (1-6; 0,5), Differentialstrukturen (1-5; 0,5)

Def: - Die Asymmetrie wird nach Kontur, Farbe und Struktur beurteilt. Der Punktwert richtet sich danach, ob Asymmetrie in keiner, einer oder zwei Achsen (0-2) besteht.

- Die Begrenzung wird danach beurteilt, in wie viel Segmenten (0-8) das Pigmentmuster abrupt abbricht.

CV: Pigmentabbrüche an der Palmoplantarregion werden nicht gewertet, da sie auch häufig bei völlig benignen NZN vorkommen.

- Das Kolorit wird nach der Anzahl (1-6) verschiedener Farbtöne beurteilt, die folgendermaßen definiert werden: weiß, rot, hellbraun, dunkelbraun, blaugrau, schwarz

CV: - Die Farbe "weiß" bedeutet, dass das Areal heller als die umgebende (nichtläsionale) Haut ist.

- Der weiße Farbton von Pseudohornzysten wird nicht mitgezählt.

- Die Differentialstrukturen (1-5) werden folgendermaßen definiert: Netzwerk, Streifen, Punkte, Schollen, strukturlose Areale

CV: - Strukturlose Bezirke müssen per definitionem mind. 10% der Gesamtfläche ausmachen.

- Streifen und Punkte müssen per definitionem in einer Anzahl von mind. 3 vorkommen, Schollen in einer Anzahl von mind. 2

- Rote Streifen werden nicht mitgezählt.

- Braune Streifen werden in der Palmoplantarregion nicht mitgezählt, da sie hier auch bei völlig benignen NZN vorkommen.

Int: Melanom-Verdacht bei einem Punktwert von 4,75-5,45 (bzw. >5,45)

Bed: eingeschränkte Praktikabilität wegen des hohen Rechenaufwands

So: - Trichoskopie

- Onychoskopie

- Entomodermoskopie

Def: Auflichtmikroskopie bei infektiösen Dermatosen

Lit:    

Merk: - Erst das Pigmentmuster beurteilen (sofern vorhanden), dann das Gefäßmuster.  

- "If it´s pink, stop and think!"

Note: Dermale Nävi z. B. zeigen keine pinkfarbenen Strukturen.

Lit: J Skin Cancer. 2014;2014:719740. http://doi.org/10.1155/2014/719740.    

- Grautöne sind immer suspekt.

- Polymorphe Gefäße sind immer suspekt.

- Bei atypischen knotigen Läsionen nie Follow-up, sondern umgehende histologische Abklärung.

Note: Für amelanotische Melanome wurde ein Dickenwachstum von ca. 0,5 mm pro Monat geschätzt.

Lit:        

  

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