Überraschende Effektivität von Tetrazyklinen bei Acne inversa im Vergleich zur Antibiotika-Kombination (NEWSBLOG)

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2021/10/02 08:37

Überraschende Effektivität von Tetrazyklinen bei Acne inversa im Vergleich zur Antibiotika-Kombination (NEWSBLOG)

Das Ziel dieser multizentrischen, internationalen Studie war es, die 12-Wochen-Wirksamkeit von oralen Tetracyclinen im Vergleich zu einer Kombination von Clindamycin und Rifampicin zu bewerten. Aktuelle Leitlinien empfehlen die Anwendung von Clindamycin 300 mg zweimal täglich und Rifampicin 300 mg zweimal täglich (oder 600 mg einmal täglich) für eine Dauer von 10 bis 12 Wochen bei mittelschwerer bis schwerer Acne inversa. Es wurde jedoch gezeigt, dass Rifampicin die Plasmakonzentrationen von Clindamycin drastisch senkt, was einen bedeutenden Beitrag von Clindamycin sowohl für die bakterielle Resistenzentwicklung als auch für die Entzündungshemmung in dieser Substanz-Kombination unwahrscheinlich macht. Eine retrospektive Studie ergab nach 8-wöchiger Behandlung ähnliche Besserungsraten für eine Behandlung mit Clindamycin und Rifampicin im Vergleich zu Clindamycin als Monotherapie. In den aktuellen Acne inversa-Leitlinien und Konsensus-Statements gelten Tetrazykline als Erstlinientherapie bei leichter bis mittelschwerer Acne inversa, während die Kombination von Clindamycin und Rifampicin bei mittelschwerer bis schwerer Acne inversa bevorzugt wird. Interessanterweise zeigte die unten zitierte Studie selbst bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Acne inversa keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Antibiotikastrategien für die validierten Messwerte. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Tetracycline als Erstlinientherapie bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Erkrankung durchaus in Betracht gezogen werden könnten. Dies könnte sich insbesondere in Ländern mit endemischer Tuberkulose als wertvoll erweisen, in denen Rifampicin der Behandlung der Tuberkulose vorbehalten ist oder bei Patienten mit relativen Kontraindikationen aufgrund möglicher Arzneimittelwechselwirkungen, wie beispielsweise oralen Kontrazeptiva. Darüber hinaus könnte das Versagen einer Tetracyclin-Behandlung zukünftig als voraussichtlich ausreichende Indikation für eine Anschluss-Therapie mit Biologika gewertet werden. Nichtsdestotrotz ist eine randomisierte, verblindete, kontrollierte Studie zum Vergleich der Tetracyclin-Behandlung mit der Kombinationstherapie von Clindamycin und Rifampicin erforderlich, um noch verbindlichere Therapieempfehlungen machen zu können.

Quelle:

J Am Acad Dermatol. 2021 Jan 20:S0190-9622(21)00176-6. http://doi.org/10.1016/j.jaad.2020.12.089.

The efficacy and tolerability of tetracyclines and clindamycin plus rifampicin for the treatment of hidradenitis suppurativa; results of a prospective European cohort study.

van Straalen KR, Tzellos T, Guillem P, Benhadou F, Cuenca-Barrales C, Daxhelet M, Daoud M, Efthymiou O, Giamarellos-Bourboulis EJ, Jemec GBE, Katoulis AC, Koenig A, Lazaridou E, Marzano AV, Matusiak Ł, Molina-Leyva A, Moltrasio C, Pinter A, Potenza C,

Romaní J, Saunte DM, Skroza N, Stergianou D, Szepietowski J, Trigoni A, Vilarrasa E, van der Zee HH.

Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

  

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