Tumeszenzlokalanästhesie (TLA)

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2021/06/08 21:39

Tumeszenzlokalanästhesie (TLA)

Histr: Erstbeschreibung durch den amerikanischen Dermatologen Jeffrey A. Klein im Jahre 1987 im Rahmen der kosmetischen Liposuktion

Def: Regionalanästhesie von Haut und Subkutis durch großvolumige Infiltration von stark verdünntem Lokalanästhetikum (tumescere = anschwellen)

Wirk: lokale Anästhesie und Hydrodissektion des Fettgewebes

Pos: großflächige und protahierte Anästhesie, Ausgleich intraop. Flüssigkeitsverluste, antibakterielle Effekte durch die Tumeszenz-Lsg. und die Auswaschung, sicheres und nebenwirkungsarmes Verfahren, einfacher und kostensparender als ITN, Interaktion und Mobilisierung des Pat. möglich

Ind: Liposuktion, axilläre Schweißdrüsensaugkürettage, Dermabrasion, Lappenplastiken, Lipomexstirpation, Acne-inversa-Operationen, Phlebochirurgie, Spalthauttransplantationen u. a.

Mat: - TLA-Lsg.

Eig: - analgetische Wirkung für 18-36 h

- Haltbarkeit bei Kühlung ca. 1 Tag

Inh: - Lokalanästhetikum

Stoff: - Lidocain

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Dos: Lidocain-Gesamtdosen von 35 mg/kg wurden als sicher registriert (max. 55 mg/kg bei normalem Gewichts-Größen-Verhältnis)

NW: - Kardiotoxizität (neg. chronotrop, neg. inotrop, proarrhythmogen)

- ZNS-Symptome (Schwindel, Visusstörungen, Tremor, Epilepsie)

- Prilocain

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Neg: Methämoglobin-Bildner

KI: Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel

- Vasokonstriktor

Stoff: Adrenalin/Epinephrin

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Wirk: weniger LA-Resorption, weniger Hämatombildung

Neg: max. LA-Plasmaspiegel erst nach 4-12 h

Dos: 0,25-1,5 mg/l (max. 50 µg/kg)

- alkalischer Puffer

Stoff: Natriumhydrogencarbonat/Bikarbonat

Wirk: - pH-Erhöhung führt zu reduzierter LA-Dissoziation und erhöhter LA-Diffusion

- reduzierte Gewebsazidität bewirkt Schmerzlinderung

- antientzündliche Substanzen

Ind: Liposuktion

- Infiltrationskanüle

Mat: Einmalkanüle der Größe 1 (20 gg., 0,9 mm)

- zuführendes System

Etlg: - Einmalspritzen (10 ml, 20 ml)

- Pumpspritzen mit 2 ml Kolbenhub

- Rollpumpen

- weiteres Equipment:
 i.v.-Zugang, Pulsoximeter und/oder EKG-Monitoring, RR-Monitoring, Notfallequipment

Meth: - Farbmarkierung des Anästhesie-Felds

- Anwärmen der TLA-Lsg. auf Körpertemperatur bei größeren Infiltrationsmengen

- initial tief subkutane Infiltration, später oberflächliche radiäre Infiltration

- möglichst langsame Injektionsgeschwindigkeit von ca. 100 ml/min

Urs: Eine langsame Injektion soll mit mit einer niedrigeren Resorption korrelieren; dies konnte jedoch bei Untersuchungen mit Injektionsraten bis 450 ml/min nicht bestätigt werden

Lit: Dermatol Surg 1999; 25: 681-5

- Beginn der Operation ca. 15-30 min nach Infiltration bei sichtbarer Hautblässe durch Vasokonstriktion

Rp: - Lidocain 0,1%-Adrenalin 1/100.000-Lsg: NaCl 0,9% 1 l, Lidocain 1% 100 ml, Bicarbonat 8,4% 10 ml, Epinephrin 1/1000 1 ml, Triamcinolon 10 mg/ml 1 ml (optional, insbes. bei Liposuktion)

Note: - Entferne ggf. 110 ml von dem i.v.-Beutel, füge dann die anderen Substanzen hinzu

- Für viele Körperbereiche könnte Lidocain von 0,1% (1 g/l) weiter auf 0,05% (500 mg/l) verdünnt werden.

- Prilocain 0,05%-Adrenalin 1/100.000-Lsg.: NaCl 0,9% 1 l, Prilocain 1% 50 ml, Bicarbonat 8,4% 6 ml, Epinephrin 1/1000 1 ml, Triamcinolon 10 mg/ml 1 ml (optional, insbes. bei Liposuktion)

Note: - Je nach benötigtem Volumen, kann die Trägerlösung auch in Beuteln von 500 ml oder 3000 ml bereitgestellt werden.

- Bei ambulanten oder tageschirurgischen Eingriffen sollte das infundierte Flüssigkeitsvolumen 1000-2000 ml nicht überschreiten.

So: "Supertumeszenz"

Syn: "Super-wet-Technik"

Def: infiltriertes Volumen der TLA-Lsg. ist deutlich größer als die Aspiratmenge

KI: - Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel bei Prilocain-TLA

- bestehende Medikation, die zu Interaktionen mit Lidocain/Epinephrin führt

Bsp: Amiodaron, Benzodiazepine, Fluoxetin, Propanolol, Propofol, Steroide (Dexamethason, Methylprednisolon), Verapamil u. a.

- Epilepsie

- schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen

- Niereninsuffizienz (Volumenretention)

- psychische Labilität

- Schwangerschaft und Stillzeit

NW: - allergische Reaktionen auf das Lokalanästhetikum

- operative Risiken/NW wie Schmerzen, Hämatome, Wundinfektion, Thrombosen etc.

- Flüssigkeitsüberladung mit konsekutivem Lungenödem

- Dosisabhängige toxische Reaktionen

Lab: Der Plasmaspiegel für Lidocain- als auch Prilocain-Toxizität soll bei 5 Mikrogramm/ml beginnen.

Etlg: - ZNS-Reaktionen

KL: - Parästhesien, perioral und akral

Man: frühzeitig, d. h. Warnzeichen

- Nausea, Emesis

- Verwirrheit, Angstzustände

- Epilepsie

Th: - Sauerstoffmaske

- Diazepam (Valium®) 2,5-10,0 mg i.v.

- Kreislaufreaktionen

KL: Hypotonie, Bradykardie, Arrhythmie

Di: Pulsoxymeter, RR-Kontrolle, EKG

Th: - Schocklage

- ggf. Volumengabe

- Diazepam (Valium®) 5 mg i.v. oder Midazolam (Dormicum®) 2,5 mg i.v.

- Methämoglobinämie

Urs: Prilocain in einer Dosierung ab bereits 8-10 mg/kg

Risk: Pat. mit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel

KL: Zyanose, Cephalgien, Unruhe

Man: ab 3-5 g/dl bzw. 15-25% relevant

Th: - Sauerstoffmaske

- Methylenblau/Methylthioniniumchlorid

Mat: Methylenblau Vitis® i.v. 1% Injektions-Lsg. (10 mg pro ml; 1 Amp. mit 5 ml)

Dos: 1-2 mg/kg i.v. (ggf. Wiederholung nach 4-6 h)

Wirk: Kofaktor für die NADPH-MetHb-Reduktase

- Vitamin C

Dos: 2 mg/kg p.o.

  

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