Phenylketonurie

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2022/12/09 21:43

Phenylketonurie

Ät: autosomal-rezessiver Defekt der hepatischen Phenylalaninhydroxylase (Phenylalanin ® Tyrosin) auf Chromosom 12 (oder ihrer Kofaktoren)

Note: Erstbeschreibung 1934 durch Fölling; die Fölling-Probe beschreibt die Grünfärbung des Urins von PKU-Pat. bei Zusatz von Eisenchlorid

Bed: Die Ferrichlorid-Probe (Phenistix®) ist heute obsolet, da sie erst positiv wird, wenn der Phenylalaninspiegel konstant längere Zeit über 15 mg/dl liegt

Pg: Phenylalanin wird unzureichend in Tyrosin umgewandelt und akkumuliert

Folg: - Phenylalanin wirkt als kompetitiver Inhibitor der Tyrosinase (wandelt Tyrosin zu Dopa um), wodurch die Bildung von Dopamin, Adrenalin/Noradrenalin/Serotonin, Thyroxin und Melanin zusätzlich unterdrückt wird

- akkumuliertes Phenylalanin in Zellen und Körperflüssigkeiten wird zu den organischen Säuren Phenylpyruvat, Phenyllaktat und Phenylacetat abgebaut, die renal ausgeschieden werden

Vork: - Vererbung mit einer Häufigkeit von 1/10.000 (Die Zahl der heterozygoten Anlageträger muss daher höher sein, weil beide Eltern heterozygot sein müssen; Heterozygotenhäufigkeit liegt bei ca. 1/50.)

- Manifestation im 2.-4. Monat nach der Geburt mit Gedeihstörung, Erbrechen, Unruhe, Erregbarkeit, Krampfanfällen

Di: - pränatale Chromosomenanalyse

Meth: Suche nach DNA-Polymorphismen

Bed: umstritten, da unter strikter Therapie normale Entwicklung möglich

- Guthrie-Test im Rahmen des Neugeborenen-Screenings am 5. Lebenstag

Vor: Die Neugeborenen müssen bereits eiweißreiche Kost bekommen haben, z. B. Milch.

Meth: Entnahme von Fersenblut, das auf einen Nährboden mit Bacillus subtilis aufgebracht wird

Erg: Phenylalanin verdrängt den Bakterieninhibitor, sodass der Serumspiegel mit dem Durchmesser des Bakterienhofes korreliert

Bed: semiquantitativer Screening-Test

Proc: Vorgehen bei positivem Guthrie-Test:

- Benachrichtigung von Hausarzt, Patientenfamilie und Stoffwechselzentrum durch das Landesuntersuchungsamt

- stationäre Aufnahme im spezialisierten Stoffwechselzentrum

- Urin- und Blutuntersuchung zum Ausschluss einer Hyperphenylalaninämie

Def: atypische PKU durch Tetrahydrobiopterin-Mangel, dem Koenzym der Phenylalaninhydroxylase

Vork: 2% d. F. von Hyperphenylalaninämie

Di: probatorische orale Gabe von Tetrahydrobiopterin unter Erwartung eines konsekutiv erniedrigten PHE-Spiegels innerhalb weniger Stunden

- Ernährungsplan:

- zunächst phenylalaninfreie Diät (Mondamin, Mazolaöl, Butter, AS-Gemisch, Wasser) bis PHE-Spiegel von ca. 2 mg/dl

- dann schrittweises Zufügen von PHE in Form von Pre-Aptamil oder Muttermilch, bis PHE-Spiegel konstant zwischen 2 und 4 mg/dl, d. h. Austesten der individuellen Toleranzgrenze

- quantitative Bestimmung des Serum-Phenylalanins:

Meth: fluorimetrisch oder säulenchromatographisch

Ind: bei positivem Guthrie-Test

Erg: Norm: 2 mg/dl; PKO: > 20 mg/dl

- Geschwister sollten durch orale Phenylalanin-Belastung auf Heterozygotie getestet werden

KL: - progressiver Hirnschaden

Pg: Störung der Myelinisierung und Neurotransmittermangel

Bef: - geistige Retardierung

- Epilepsie, insbes. ZNS-Krämpfe mit Manifestation innerhalb des 1. Lj.

- helle Haut, blonde Haare, blaue Augen (Melaninmangel)

- mäuseartiger Geruch des Urins und Schweißes

Urs: Ausscheidung von Phenylacetat

- Neigung zu Hautekzemen

Th: - phenylalaninarme Diät (nur anfangs phenylalaninfreie Diät) und Proteinsubstitution

Ind: so früh wie möglich und strikt möglichst über 15 y

Note: Nach dem 6. Lj. ist definitiv keine Beeinflussung der Intelligenzentwicklung mehr möglich

CV: PHE ist eine essentielle Aminosäure; der tgl. Bedarf sinkt vom Neugeborenen-zum Erwachsenenalter von 50 mg/kg bis auf 15 mg/kg.

- langsamer Kostaufbau ab dem 10. Lj., weil dann Hirnreifung und Myelinisierung weitgehend abgeschlossen sind

Prog: unter strikter Diät ist normale geistige und körperliche Entwicklung möglich

So: maternale PKU

Def: Mütter mit PKU können eine Fetopathie induzieren

KL: geistige Retardierung, Mikrozephalie, Herzfehler

Prop: Einstellung auf eine streng phenylalaninarme Diät schon vor der Konzeption über die gesamte Schwangerschaftszeit

  

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