Röteln

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2021/06/06 17:34

Röteln

Syn: Rubeola, Rubella

Merk: "kleine Schwester der Masern"

Engl: German measles

Def: harmlose, eher geringgradig kontagiöse Viruserkrankung bei Kindern und Jugendlichen ohne schwere Allgemeinsymptome; bedeutsam wegen Rötelnembryopathie, meldepflichtig (Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle) gemäß § 6 IfSG (neben Mumps, Keuchhusten und Varizellen)

Err: - RNA-Virus, nur 1 Serotyp

- Ikosaeder mit dreischichtiger Hülle

Vork: - Durchseuchung fast 90%

- Säuglinge sind durch transplazentar übertragene Antikörper für ca. 4 Monate geschützt.

Inf: Tröpfcheninfektion

Pg: Vermehrung im Respirationstrakt vor hämatogener Streuung

Ink: 2-3 Wochen

KL: - schwach ausgeprägtes Prodromalstadium (über ca. 3 d) mit meist nur mäßigem Fieber (38-38,5 °C), allerdings mit

- Lymphadenopathie

Bef: druckdolente, geschwollene Lymphknoten

Lok: bes. retroaurikulär über Processus mastoideus (sog. Theodor-Drüse), ferner nuchal oder schwach generalisiert

Vork: tritt schon vor Ausbruch des Exanthems auf und überdauert es

CV: inapparenter Verlauf möglich

- Enanthem

Bef: Petechien am weichen Gaumen = Forchheimer-Zeichen

CV: kommt auch bei infektiöser Mononukleose durch EBV vor

- Exanthemstadium

Bef: mittelfleckiges, nicht konfluierendes, rosafarbenes Exanthem über 3 d

Note: mittelfleckiges Exanthem, d. h. in der Größe zwischen Masern und Scharlach

Verl: - Beginn hinter den Ohren und an der Stirn (wie Masern)

- 1. Tag: rasche Ausbreitung auf das gesamte Integument (gel. auch nur lokalisiert)

- 2. Tag: Abblassen des Exanthems im Gesicht

- 3. Tag: Verschwinden des Exanthems auch am übrigen Körper

Prog: Abheilung ohne Pigmentierung oder Schuppung

Kopl: - Rötelnarthritis

Kopl: z. T. mit Ergüssen

Vork: rel. häufig bei Erwachsenen

- Rötelnsplenomegalie

Kopl: Gefahr der Milzruptur

- Rötelnpurpura

Urs: durch passagere Thrombozytopenie

- Rötelnenzephalitis

Vork: selten: 1/6000

- Rötelnembryopathie

Urs: Erkrankung einer Graviden im 1. Trimenon

CV: Röteln bis zur 18. SSW sind Indikation zur Interruptio

Merk: Schwangerschaftsinfektionen: TORCH = Toxoplasmose, Röteln, CMV, Herpes

Note: Natürlicher Risikofaktor für eine SS-Infektion bildet die physiologische Immunsuppression der Schwangeren, die notwendig ist, da das HLA-inkompatible Kind sonst abgestoßen werden würde.

CV: HELLP-Syndrom (EPH + Leberfunktionsstörung)

Def: hemolysis, elevated liver enzymes, low platelets = Hämolysezeichen, Transaminasenerhöhung, Thrombozytopenie

Bed: Ist im Sinne einer GvHD zu verstehen, d. h. bei Wiedereintritt der maternalen Immunität

Prog: erhöhte Mortalität für Mutter und Kind

Th: sofortige Sektio

KL: - Gregg-Syndrom: klassische Trias aus Ohr-, Herz- und Augenbeteiligung

Bef: - Ohr: Innenohrschwerhörigkeit

- Herz: Ducuts Botalli apertus, Ventrikelseptumdefekt, Pulmonal-, oder Aortenstenose

- Auge: Katarakt, Glaukom

Ass: - ZNS: geistige Retardierung

Merk: "OHA" (Ohr, Herz, Auge)

DD: Alport-Syndrom

Merk: "NOA" (Niere, Ohr, Auge)

- ferner: Mikrozephalus, Hydrozephalus

Di: pränatale Rötelndiagnostik:

- Nachweis von Virus-RNA mittels PCR aus Fruchtwasser/Chorionzottenbiopsie ab 11. SSW

- Nachweis von IgM-Ak aus fetalem Blut in der 22. SSW

CV: strenge Indikationsstellung

DD: Parvovirus-B19-Infektion der Mutter (Ringelröteln)

Folg: Störung der Erythropoese im Knochenmark des Feten ® Anämie ® Hypdrops fetalis

Th: intrauterine Transfusionen

Ind: bei sonographischem Nachweis einer Anämie des Feten

CV: Man spricht zwar meist von der Rötelnembryopathie; inzwischen weiß man aber, dass eine Infektion nach Abschluss der Organogenese ebenfalls Schäden beim Feten verursachen kann (Fetopathia rubeolosa).

Prog: In bis zu 15% d. F. kommt es nach einer Rötelninfektion der Mutter zum Frühabort.

Note: Eine infektiöse Embryopathie kann zudem verursacht werden durch Varizellen und HIV.

Lab: "buntes" Blutbild:

Bef: insgesamt Leukopenie, aber rel. Lymphozytose mit Plasmazellen (Plasmazellen mit typ. Radspeichenstruktur des Kerns und kornblumenblauem Plasma)

Di: - Serologie: 4facher Titeranstieg von IgM (bei frischer Infektion)

- Kultur: Virusisolierung aus Rachenabstrich und Gelenkpunktat

- PCR

DD: - ECHO-Virusinfektion (enteric cytopathogenic human orphan viruses)

KL: - ähnliches Exanthem

- uncharakteristische Symptome, meist des GI-Trakts

- Meningitis

Vork: jährliche Kleinepidemien

Di: Wegen der Vielzahl der Typen sind serologische Tests allein nicht beweisend für eine Infektion.

- Masern, Scharlach, Lues II, Mononukleose

Prog: selten Reinfektionen (nach lange zurückliegender Erstinfektion oder Impfung)

Prop: - aktive Immunisierung mit attenuierter Lebendvakzine

Ind: - Kinder ab dem 15. Lebensmonat z. B. im Rahmen einer MMR-Vakzination gegen Masern, Mumps und Röteln mit Wiederholung im 5. Lj. und ggf. zusätzlicher Röteln-Booster-Impfung im 11.-15. Lj.

- Impfschutz bei gebärfähigen Frauen serologisch kontrollieren, bei fehlendem Ak-Titer nur impfen, wenn keine Schwangerschaft besteht und bis mind. 3 Monate nach der Impfung Antikonzeption betrieben wird

Note: Rötelninfektion bis zur 12. Schwangerschaftswoche ist Indikation zur Interruptio.

- passive Immunisierung mit IgG (Hyperimmunglobulin)

Ind: seronegative Schwangere am 1. und 2. Tag nach Kontakt mit Röteln-Pat.

Meth: Vorgehen bei exponierter Schwangerer, die anamnestisch angibt, nie Röteln gehabt zu haben und auch nicht geimpft ist: sofortige Blutentnahme zur Röteln-Ak-Bestimmung und Gabe von Immunglobulin, zweite Blutentnahme nach 3 Wochen, um evtl. Titerschwankungen festzustellen

Th: - NSAR bei Bedarf

- Glukokortikoide

- passive Immunisierung mit IgG (Hyperimmunglobulin)

Ind: Röteln in der Frühschwangerschaft

Co: genetische Beratung und gynäkologisches Konsil

Phar: Bitte registrieren / anmelden

  

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